Café & Bistro 'Hemingweys'

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Gähnend streckte er sich, ehe er nach seinem Handy griff und erstmal Musik einschaltete. Ohne wurde er einfach nicht wach. Leise summte er mit, während er sich fürs Frühstück fertig machte. Er war froh, dass er heute erst am späten Vormittag seine erste Vorlesung hatte, weswegen er sich ein ausgiebiges Mahl bei seinem Lieblingscafé gönnen konnte.
Nichts gegen die herkömmliche Cafeteria, aber manchmal brauchte er einfach Abwechslung.
Kopfhörer aufsetzend, begab er sich Richtung Portal.
Er konnte sich ja nicht vorstellen wie die Menschen ohne diese praktischen Ortwechsler überleben konnten. Innerhabl von Sekunden war man einen Ort, für welchen man mit menschlichen Transportmitteln Stunden brauchte. Wegen sowas war er stolz andersartig zu sein.
Das Klimpern der Türglocke kündigte ihn an und mit einem strahlenden Lächeln begrüßte er die Kellner, war dies doch fast sein zweites Zuhause.
Zielstrebig ging er zu seinen angestammten Platz, ein kleiner runder Tisch in der Ecke mit gemütlichen Sesseln und den perfekten Blick auf die Straße außerhalb des Cafés.
Ohne einen Blick in die Karte zu gucken, da er sie schon auswendig kannte, bestellte er das Frühstück mit reichlich Speck und einer Tasse schwarzen Kaffee.

Sie kam auf einen Kaffee ins Hemingweys, wie so oft wenn sie morgens keine Vorlesungen hatte. An der Theke hielt sie Smalltalk mit Henry, ihrem Lieblingsbarista. Er arbeitete gefühlt schon ewig dort und war immer guter Laune. Während sie auf ihren Kaffee wartete, schaute sich Yana im Bistro um. Sie wollte den Kaffee eigentlich mitnehmen, als sie Leander alleine an einem Ecktisch sitzen sah. Er schien sie nicht zu bemerken, aber Yana verspürte den Impuls sich zu ihm zu setzen. Den heißen Becher in der Hand schlängelte sie sich elegant zu dem Tisch des jungen Mannes. Oft hatten sie noch nicht gesprochen, meistens Abends im Unipark. Seit das neue Semester begonnen hatte und Yana ihr Jura-Studium angefangen hatte, trafen sich die Studenten regelmäßig zum Bierchen trinken und quatschen. Sie hatte sich öfter dazugesellt und Leander dabei kennengelernt. Jetzt hatte sie mal gelegenheit mit ihm zu sprechen ohne dass alle Nase lang die Universitätshymne gebrüllt wurde.
"Darf ich?", fragte sie während sie sich bereits setzte.

In seine Gedanken vertieft, hatte er gar nicht mitbekommen das Yana an seinen Tisch getreten war.
„Natürlich.“, kam er ihrer Frage nach, auch wenn es sich schon erübrigt hatte, da sie bereits saß. Lächelnd schaute er sie an, schenkte ihr nun seine vollste Aufmerksamkeit. Er wusste das die Leute es mochten, wenn der Gesprächspartner Interesse und Aufmerksamkeit signalisierte.
„Hört sich zwar wie eine Klischeefrage an, aber sag, bist du öfters hier? Ich komme mindestens dreimal die Woche hier vorbei, aber über den Weg sind wir uns bis jetzt noch nicht gelaufen.“, fing er ein Gespräch an.
Er war gut im reden. Das wusste er, hatte Mann und Frau ihm das schon oft bestätigt. Vielleicht lag es an seiner Art, Sirenen hatten schöne Stimmen, welche einlullend waren oder an seinem Charakter. Er verstand sich darauf, schnell Freundschaften zu schließen und sein Netzwerk an Bekanntschaften war groß. Mit der Jurastudentin hatte er aber bis auf ein paar Mal bei den abendlichen Treffen im Park nicht oft ein Gespräch geführt, deshalb freute er sich umso mehr, diese Bekanntschaft auszuweiten und zu vertiefen.

"Tatsächlich immer wenn ich morgens keine Vorlesungen habe" antwortete Yana und nippte an ihrem Kaffee "Der Kaffee hier ist tausend Mal besser als der aus der Cafeteria." Sie mochte es, dass sie jetzt seine volle Aufmerksamkeit hatte. Schon an den Abenden wo sie mit den anderen Studenten zusammen gesessen hatten, hatte Yana seine Art gemocht. Wie er alle zum Lachen brachte.
"In welchem der Wohnblöcke wohnst du eigentlich?" fragte sie und beäugte dabei skeptisch das Frühstück das auf dem Tisch stand. Fleisch, pfui.

Lächelnd stimmte er ihr zu. Es gab wirklich keinen besseren Kaffee, als hier in diesem Café, weswegen Leander auch so oft Kunde war.
„Echt? Dann ist es ja viel verwunderlicher das wir uns bis jetzt noch nicht über den Weg gelaufen sind!“, meinte er amüsiert und fing an sich sein Brötchen zu schmieren. Dabei entging ihm Yanas Blick nicht.
„Wohnblock B, aber meist lande ich eher bei Freunden als das ich in meinem Zimmer schlafe. Ist auch ganz gut so, ich stehe nicht unbedingt darauf Nachts noch durch die Portale zu reisen. Wohnst du hier in der Gegend oder bist du auch ein Campusbewohner wie ich?“
Schnell trank er einen Schluck seines Kaffees.
Dann lächelte er sie sanft an und schaute ihr in die Augen, als er seine nächste Frage stellte. „Stört es dich wenn ich Fleisch esse? Also wenn du das nicht magst, kann ich es mir auch einpacken lassen.“ Dabei wollte er ihr nicht vor den Kopf stoßen, es war lediglich ein Angebot, konnte er es doch verstehen, wenn man bestimmte Sachen nicht gerne sah.

Ihr Blick wanderte durch das Cafe, während Leander sprach. Es war geschmackvoll eingerichtet, die Wände waren vertäfelt und der Boden wies passend dazu Parkett auf. Jahrelang war dieses Bistro ein Familienbetrieb, was die Bilder an den Wänden zeigten. Über dem Tisch an dem sie und Leander saßen hing ein Bild das zeigte wie das Cafe aussah bevor die ganzen Hochhäsuer rundherum hochgezogen wurden. Heute war der Laden in einem der Bürogebäude im Erdgeschoss integriert, aber das hatte dem Charme des Ladens nicht geschadet. Einmal hatte Henry ihr erzählt, dass er der erste und einzige Angestelltee war. Er hatte einmal bei einem Gespräch erwähnt, dass er die Möbel gebaut hatte. Nicht alle selbstverständlich. Aber die Bänke aus Europaletten die wohl in Europa jetzt so angesagt waren hatte er zusammengezimmert.
"Wohnblock D." antwortete sie knapp und richtete den Blick wieder auf ihr gegenüber. "Nein. Iss ruhig. Ich würde es nur selber nicht anrühren. Ich bin absolut kein Fleischfan." Sie erwiederte seinen Blick und lächelte dann kokett. "Naja, zumindest nicht von Tieren." Dann beäugte sie Leander einmal von oben bis unten ohne einen Hehl daraus zu machen und nippte an ihrem Kaffee. In ihrem Zimmer drufte er auch mal schlafen, so viel stand fest.

Nach ihrer Aufforderung, ließ er es sich nicht nehmen herzhaft in sein Brötchen zu beißen. Dieses Café hatte eindeutig den besten Bacon in ganz New York. Allgemein war das ‚Rundherum Frühstück‘ eine Auswahl aus den besten Frühstücksklassikern. Pfannkuchen, Bacon, Ei wie man es wollte ob als Rührei, pochiert oder Spiegelei. Dazu dann noch Salat, Obst und Brötchen mit Aufschnitt. Für einen hungrigen, vielfrässigen Mann wie Leander also die perfekte Wahl.


Kurz biss er sich auf die Unterlippe als er die anzügliche Wortwahl von Yana mitbekam. Und er konnte nicht anders, als sich leicht vorzulehnen und ihr ein unterschwelliges, verführerisches Lächeln zu zuwerfen, ehe er fragte: „An welches Fleisch hattest du denn gedacht dabei?“

Während er aß, ließ sie wieder ihren Blick durch den Raum schweifen und nippte ab und an an ihrem Kaffee. Es war viel los zu dieser Uhrzeit. Viele leute die alleine an ihrem Laptop oder Tablet saßen und arbeiteten während ihr Kaffee kalt wurde. Sie wollte später nicht auch zu diesen Menschen gehören.
Die Bewegung die sie von ihrem Gegenüber wahrnahm ließ sie ihren Gedanken zuende denken und sich wieder ihm zuwenden. Sie sah gerade noch wie er sich auf die Unterlippe biß. Das hatte sie bei ihm noch nicht gesehen, aber es signalisierte ihr, dass er sie zu verstehen schien.
Yana hielt Blickkontakt und nippte erneut an ihrem Kaffe, ohne ihn aus den Augen zu lassen. "Was machst du bis um 13 Uhr?" sie grinste hinter ihrem Kaffe und zog sanft fragend eine Augenbraue hoch.

Er fuhr sich durch die Haare, weil er wusste dass er mit leicht verwuschelter Frisur noch ansprechender als ohnehin schon aussah. Sein Lächeln wurde eine Spur breiter, als er anfing sie zu mustern. Langsam von den Augen, hinab, bis zu dem Punkt der von dem Tisch verdeckt wurde.
Gespielt neckend hielt er sich den Zeigefinger gegen die Wange, ehe er kurz mit seinen Daumen über seine Unterlippe fuhr, natürlich ausversehen und nicht kalkuliert.
„Mhh, ich denke bis 13 Uhr, wirst du mir erläutern und zeigen welches Fleisch genussvoller ist als das was ich jetzt schon vor mir habe oder nicht?“, antwortete er ihr zweideutig.

Sie sah ihn weiter an, als seine Augen über ihren Körper glitten. Das war leicht. Aber ein leichtes Spiel war manchmal gar nicht so schlecht. "Kommt drauf an ob du von dem Bacon oder von mir sprichst!" Dass er seine Haare durcheinander gebracht hatte machte ihn direkt eine Spur attraktiver. Sie mochte die glattgestriegelten Männer nicht. Die Erfahrung hatte die Jurastudentin gelehrt, dass diese meist eher langweilig waren, zu sehr auf ihr Ego fixiert.
Sie nahm einen letzten Schluck aus ihrer Kaffetasse, stand auf und schaute Leander direkt an. "Willst du es herausfinden?"

Ihm gefiel was er sich in seinem Kopf ausmalte, weswegen er auch nicht zögerte, als sie sich erhob. Er warf eine Anzahl an Geldscheinen auf den Tisch, wobei er ein großzügiges Trinkgeld mit einberechnete.
Er mochte es, dass sie kleiner war als er, aber nicht zu viel.
Sein Blick verdunkelte sich, dann beugte er sich vor, wobei er mit seinen Fingerspitzen sanft ihre Taille berührte und sein Mund sich nah an ihrem Ohr befand und er rau hauchen konnte: „Ich finde gerne schmackhafte, neue Sachen heraus, Yana.“
Als er sah das sich eine leichte Gänsehaut bildete, lächelte er.
Vorgehend öffnete er die Tür.
„Nach dir.“

Er verstand sie. Das war gut. Mehr erwartete sie nicht. Seine fast zufällige Berührung gefiel ihr und sie merkte wie ihr ein leichter wohliger Schauer über den Rücken lief.
Als er galant die Tür öffnete rief sie Henry noch verabschiedende Worte entgegen und winkte.
Draußen sagte sie dann nurnoch: "Zu mir." Ergriff seine Hand und sie machten sich auf den weg durch das Portal.

[In Yanas Zimmer]