Raucherpavillon

Es waren jetzt drei Tage seit ihrem Zusammenbruch vergangen. Ihrer Schwester hatte sie nichts erzählt, sie wollte nicht, dass Mel sich zu viele sorgen machte. Ricarda hatte den Nachmittag besagten Tages auf der Krankenstation verbracht, ehe man sie widerwillig hatte gehen lassen. Allerdings hatte sie die letzten Tage ihre Vorlesungen geschwänzt, mit der Begründung sich nicht so gut zu fühlen. Was schlussendlich auch nicht gelogen war, Kopfschmerzen hatte sie noch den gesamten nächsten Tag nach dem Unfall gehabt. Ihrem Kleid war zum Glück nichts passiert. Sie hasste es, wenn sie sich ihre Kleidung ansängte, egal ob beim Üben oder bei einem Wutausbruch.
Heute war sie endlich aus ihrem Loch wieder hervorgekrochen und hatte sich auf den Weg richtung Cafeteria gemacht um sich mal etwas anderes als Wasser zum trinken zu holen. Auf dem Weg dorthin kam sie unweigerlich am Raucherpavillon vorbei. Sie schaute unwillkürlich zu dem etwas veralteten Holzgestell, das von den Studenten der letzten Generationen vollgeschmiert wurde. Herzchen wurden in die Stützpfeiler geritzt, alte zerfeldderte und überklebte Plakate machten den Anblick nicht weniger verwarlost. Aber um sich bei schlechtem Wetter irgendwo unterstellen zu können schien es den Rauchern zu reichen. Heute war zwar gutes Wetter, dennoch sah Rici eine Person an die Holzbalken gelehnt. Es war der Dämon. Sie schluckte, nahm aber ihren Mut zusammen und schlug den Weg in seine Richtung ein. Sie stellte sich vor ihn, ihre Arme verschränkt vor der Brust und brachte ein schüchternes: "Hey" hervor. Ob er überhaupt mit ihr redete?

Heute hatte er sich mal raus in die Sonne gewagt, war diese ihm doch meist zu grell. Einer der Gründe warum er in der Pathologie arbeiten wollte. Keine Fenster, kein Sonnenlicht.
Sein kühles Bier genießend, denn er gab nichts darauf wann und wo er trinken durfte, rauchte er entspannt vor sich hin. Da die meisten welche das Pavillon anstrebten bei seinem Anblick wieder kehrt machten, hatte er auch seine heiß geliebte Ruhe.
Welch ein schöner Tag.
Und dies dachte er nicht oft. Ein leises ‚Hey‘ holte ihn aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er verbesserte sich, es war nur noch ein Tag, das schön strich er.
Musternd ließ er seine dunklen Augen über die Magierin fahren, genau so lange bis es für sie unangenehm wurde.
Eine seiner liebsten Späße.
Provokant nahm er einen weiteren Schluck seines Getränks, eine Erwiderung ihr vorenthalten. So entstand ein unangenehmes Schweigen.
Ein dreckiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus als er der anderen zuvorkam, als diese gerade die Stille unterbrechen wollte.
„Wirklich erquickend dich zu sehen. Wieder alle Tassen richtig im Schrank? Oder möchtest du nochmal umkippen, Kleine?“
Er wusste das er herausfordernd und provozierend klang, aber das war seine Art und er hatte sich noch nie einen Dreck darum geschert ob jemand damit klar kam oder nicht.

Ricarda versuchte es auszublenden, wie er sie anstarrte. Wie er auf sie herunterblickte. Das war leider einfach so, weil sie halt nicht groß war. Nicht SO groß. Vermutlich schaute er auf jeden herab. Sowohl als auch, wenn sie hätte raten müssen. Als sie ansetzen wollte etwas zu sagen fuhr er ihr über den Mund. Sie schaute etwas bedröppelt zu Boden und versuchte sich nicht ärgern zu lassen.
Als er endlich fertig war, atmete sie teif ein. Auch wenn sie schüchtern war, hatte sie Anstand. "Ich wollte mich dafür entschuldigen was Dienstag passiert ist." Sie sah jetzt zu ihm hoch und ihm direkt in die Augen, auch wenn es ihr nicht leicht fiel. Seine Augen waren tief schwarz und sein ganzes erscheinungsbild sah nicht besonders freundlich aus. Was nicht zuletzt an seinen Tattoos lag. "Ich hätte nicht so ausrasten dürfen." Sie zuckte mit den Schultern und musterte ihn weiter. Sie konnte nicht anders. "Passiert auch nicht so oft ..." verlegen kratzte sie sich im Nacken.

Würde er ein Verständnis für Niedlichkeit haben, dann wäre der Anblick vor ihm einer der in diese Kategorie passen würde.
Stattdessen blickte er sie einfach nur an.
Ihr letzter Satz den sie verlegen von sich gab, entlockte ihm ein Schmunzeln.
Bevor er antwortete, trank er den letzten Rest seines Bieres und zerdrückte die Dose in seiner Hand.
„Wenn du jedes Mal danach umkippst, solltest du das auch nicht wiederholen. Männer können viel mit einer bewusstlosen Frau anstellen.“
Er zog dabei eine seiner Augenbrauen hoch, ehe er nickte.
„Entschuldigung angenommen, kleines Mädchen.“
Er streckte seine große Hand aus, während er mit der anderen seine Zigarette weg schnippste.
„Zeron.“ Mehr sagte er nicht, mehr brauchte er auch nicht preiszugeben.
Sein Aussehen sprach für sich und viele Gerüchte kursierten schon über ihn. Die meisten negativer Natur behaftet. Er machte sich aber nicht die Mühe sie aus der Welt zu schaffen. Hielten sie doch unerwünschte Menschen davon ab sich ihm zu nähern.

Er konnte tatsächlich Lächeln. Ricarda war tatsächlich ein wenig verwundert und doch erfreut. Sie war generell eher ein Gutmensch und gab nicht viel auf das Gerede anderer Leute. Sie wollte selber entscheiden wen sie für gut und für schlecht hielt. Außerdem war sie der festen Überzeugung, dass sich in jedem Menschen oder magischen Wesen eine gute Seite verbarg.
"Dann kann ich mich also glücklich schätzen?" meinte Ricarda skeptisch, lächelte aber sachte. Dann wurde ihre Verwunderung noch ein Stück größer, jedoch ergriff sie die riesige, tätowierte Hand. "Ricarda.", stellte sie sich vor und fügte noch, ohne es wirklich zu wollen an: "Bier?" Sie deutete mit einer leichten Kopfbewegung in Richtung Cafeteria. Nachdem sie die Dose in seiner Hand gesehen hatte, wusste sie, dass sie ein kühles Blondes gut gebrauchen konnte. Immerhin war es Freitag und sie ging eh zu keiner Vorlesung mehr. Sie rechnete nicht damit begleitet zu werden, aber da sie es eh schon ausgesprochen hatte. Vielleicht war es eine Möglichkeit sich ein Bild von ihm zu machen.

Ihre Hand fühlte sich klein und zart in seiner an, weswegen er den Griff auch schnell löste. Es war ein komisches Gefühl, eines welcher er nicht so recht einzuordnen wusste.
Um dieses loszuwerden, steckte er seine Hände in seine Hosentaschen.
„Sorry, Kleines, ich steh nicht so sehr auf Nekrophilie. Wach gefallen sie mir besser, hat also nichts mit Glück zu tun.“ äußerte er direkt.
Ihre Einladung zum Bier stand er skeptisch gegenüber, er wusste nicht ob er mehr Zeit mit der braunhaarigen verbringen wollte, doch dann kam ihm eine Idee.
„Whiskey.“, antwortete er und deutete mit seinem Daumen grob Richtung Stadt. Wenn sie zusagen würde, würde er ihr einen wundervollen Ort zeigen.

Sein Händedruck war kräftig und seine Hand warm. Bei der Berührung wurde sie leicht elektrisiert, was sie ein wenig verwirrte.
Ricarda lachte leise wegen seines Kommentars. Sie fühlte sich ein wenig in ihrer Annahme bestätigt, dass er nicht so bedrohlich war, wie er rüber kam und wie viele ihn beschrieben. Als er auf ihre Einladung mit einem Gegenkommentar einging und nicht wie erwartet mit einer Verneinung zuckte sie mit den schultern und nickte. Gut dass die etwas trinkfester war als sie aussah.

[... folgt Zeron]

Er wusste schon wohin er sie mitnehmen würde und er hoffte dass es sie überrumpeln würde. Sich eine weitere Kippe anzündend maschierte er vor, er achtete dabei aber darauf das Ricarada mit ihm Schritt halten konnte.

[Gibt den Weg vor zu einem wundervollen Ort ]