Labor

Mittwoch Vormittag, die erste Laboreinheit. Bonnie war vorbereitet. Es war nicht ihr erstes Mal im Labor, daher hatte sie sich eine Gruppe von schwächeren Studenten gesucht. Sie kam eigentlich mit fast allen ihren Kommilitonen sehr gut aus. Daher wusste sie von vorne herein mit wem sie sich zusammentun wollte und die 4 waren glücklich, dass Bonnie angeboten hatte sich anzuschließen.
Das Labor war bereits geöffnet und die Studenten durften sich einrichten, denn die Belehrung hatten sie mit Beginn des Semesters erhalten. Die wichtigsten Verhaltensregeln waren aufgezeigt worden und schließlich waren sie keine kleinen Kinder mehr. Naja, zumindest die meisten.
Die Werkbänke waren auf 4 Reihen verteilt. Da sie 20 Studenten waren ging die Rechnung sehr gut auf.
Grade als der Professor das Labor betrat gab Bonnie dem einzigen anderen Mädchen in ihrer Gruppe ein Zopfgummi. Der Aufmerksamkeit der anderen folgend drehte Bonnie sich nach vorne und fixierte den dunkelhaarigen. Auf seinen Gruß folgte von den Studenten ein "Guten morgen, Professor."
Ohne ihren Blick abzuwenden Band sich die rothaarige ihre Locken zu einem Pferdeschwanz nach hinten.

Heute hatte er sich für ein graues V-Shirt entschieden was sich sanft an seine Muskeln schmiegte, worüber er einen weißen Kittel trug welcher offen war. Sein Gesicht zierte eine Brille, hatte er heute morgen gemerkt, dass sich eine Pause bei den Kontaktlinsen als wirksam erweisen würde.
Den Raum und die Studenten wahrnehmend, checkte er ob auch jeder sich Vorschriftsmäßig angezogen hatten und vorbereitet waren.
Seine Aufmerksamkeit wurde auf Bonnie Cooper gelenkt, da diese ihm ein Guten Morgen wünschte. Ihre roten Locken, die sonst ihr Gesicht umrahmten, waren nun in einen Pferdeschwanz gefasst. Es juckte ihn in den Fingern diesen in die Hand zu nehmen und ihren.. Er zwang sich den Gedanken nicht weiter zu denken.
Er hatte eindeutig zu viel Zeit mit der Vorbereitung seines Unterrichts die letzten Wochen verbracht. Vielleicht sollte er die Tage mal wieder ausgehen und sich mehr um seinen körperlichen Bedürfnisse kümmern.
Da er nicht wusste wie er sie einschätzen sollte, ignorierte er ihren Gruß und wandte sich ab, wobei er mit seinem Blick unauffällig ihre Vorzüge aufnahm.
Er begrüßte den Kurs und schrieb das heutige Thema an die Tafel, eine Erklärung was nun die nächsten Schritte waren folgten und er sah wohlwollend dabei zu wie sich seine Studenten an die Arbeit machten.
Nach etwa fünfzehn Minuten fing er an durch die Reihen zu schreiten und Fragen zu beantworten oder Handhabungen näher zu bringen.

Die Schutzbrille aufgesetzt, was Bonnie vollkommen affig fand, da sie nur Wasser pipettierten. Da sie schnell mit den gestellten Aufgaben fertig war, wie der Dichtemessung, spezifische Volumina pipettieren und Abwiegen, sowie dem Ansetzen der Lösungen, ging Bonnie dazu über ihrer Gruppe zu helfen. Dabei behielt sie Professor Walsh genau im Auge. Sie hatte am vorherigen Abend noch länger wach gelegen und zu später Stunde seine E-Mail gelesen, die zugegebener Maßen noch ein paar fragen hervorgerufen hatte. Sie wollte die Diskussion gerne wieder aufleben lassen. Endlich jemanden zu haben mit dem sie fachsimpeln konnte und der definitiv mehr Ahnung hatte als sie gefiel er. Außerdem hatte sie zumindest das Gefühl, wegen seines Alters, dass sie gar nicht unbedingt mit einem Lehrer sprach.
Als er in ihre Reihe vorstieß war Bonnie gerade dabei das Pygnometer noch einmal weniger fachlich ihrem Team zu erklären. Als sie damit fertig war wandte sie sich Griffin zu, der sich etwas abseits an die Werkbank gestellt hatte und die Gruppe beobachtet hatte.
"Ich habe ihre E-Mail gestern Abend noch gelesen. Danke dafür. Aber das ganze hat wieder ein paar Fragen aufgeworfen und ich dachte, wenn Sie Zeit haben könnte man das ganze heute Nachmittag, in Ihrer Sprechzeit, weiter diskutieren?" Das würde für Bonnie zwar einen relativ strammen Zeitplan bedeuten, aufgrund ihrer Verabredung zum Mittagessen, aber das war es ihr wert.

Die praktische Aufgabe die seine Studenten heute erledigten zeigte ihm wer mit dem Lernstand im vorderen Bereich war und welche dringend nochmal in ihre Bücher schauen sollten.
Wohlwollend nahm er zu Kenntnis das Bonnie bewandert war in dem was sie tat. Immer wieder wanderten seine Augen zu ihren Händen, welche geschickt das vorgegebene in die Praxis umsetzten. Diese Hände würden sicherlich auch gut aussehen bei anderen Tätigkeiten.
Kurz schloss er die Augen und ließ genervt etwas lauter die Luft aus seiner Nase zischen. Sein Kopf brauchte später eine Abkühlung.
Er war froh das er so diszipliniert war und ein gehöriges Maß an Kontrolle über sich besaß.
Nach und nach näherte er sich der Gruppe der rothaarigen und blieb mit etwas Abstand stehen.
Sie erklärte noch einmal das Pygnometer und auch wenn er ihre eher saloppe Erklärung nicht bevorzugte, so verstanden doch ihre Mitschüler dies.
Dann kam sie auf ihn zu und er hielt ihren Blick fixiert, zuhörend nickte er ein, zweimal. Er unterdrückte ein missbilligendes Schnauben. Seine Augen bohrten sich bei seinen folgenden Worten in ihre.
„Ms Cooper, wir werden heute Nachmittag nochmal die Dinge durchgehen die Ihnen unklar sind.“, Es klang wie ein Versprechen.
Und das war es auch. Er würde ihr zeigen wie man um seine Aufmerksamkeit bittet und seinen Professor behandeln sollte. So das, dass nächste Mal nicht sie die Regeln und Zeiten eines Treffens festlegte, sondern er.

Sie nickte und wandte sich von Griffin ab. Sie wollte voran kommen mit ihrer Gruppe und holte ihren Block hervor. Sie schlug ihn auf, setzte sich auf einen der Laborhocker und begann aufzuschreiben, was sie bisher gemacht hatte. Als sie sah, dass der Professor sich einer anderen Gruppe zugewandt hatte zog sie ihr Handy hervor und tippte eine Nachricht an Corvin: "Steht das Mittagessen noch? Ich freue mich schon."
Seitdem sie auf die Uni ging hatte sie immer wieder die eine oder andere Verabredung gehabt, etwas ernstes hatte sich aber nie ergeben. Zum Semesterabschluss gab es immer diverse Partys auf die sie auch immer gegangen war. Jedes Mal hatte sie einen jungen Mann an der Angel gehabt, oft lief auch etwas mehr, aber meistens war sie diejenige die keine weiteren Treffen wollte. Vielleicht konnte sich das mit Corvin ändern?!

Als die Uhrzeit gen Ende der Laboreinheit ging, begann Bonnie bereits ihre Sachen wegzuräumen, wollte sie doch nicht zu spät zu ihrer Verabredung zum Mittagessen kommen. Als Professor Walsh das Zeichen gab, dass alle Studenten gehen durften die fertig waren, fragte sie bei ihrem Team nochmal nach ob soweit alles klar war und verabschiedete sich dann in Richtung Cafeteria um sich mit Corvin zu treffen.

[Zeitsprung über das Mittagessen, zum Büro von Griffin Walsh]